Vor 80 Jahren

Vor 80 Jahren

„Ich gieße die Blumen. Meine Glatze im Fenster – ein gutes Ziel?
Er hat einen Karabiner. – Warum steht er da und sieht ruhig her?
Er hat keinen Befehl.
Und vielleicht war er als Zivilist Dorfschullehrer, vielleicht Notar, Straßenfeger in Leipzig, Kellner in Köln?
Was würde er tun, wenn ich ihm zunickte? – Freundschaftlich mit der Hand grüßen?
Vielleicht weiß er gar nicht, dass es so ist, wie es ist?
Er kann erst gestern von weither gekommen sein…“

[Korczak, 4. August 1942]

Dies waren Korczaks letzten Sätze in seinem letzten Tagebucheintrag am 4. August 1942. Einen Tag später wurde er, 192 Kinder und alle anderen Bewohner*innen des Warschauer Waisenhauses zum Umschlagplatz getrieben und nach Treblinka deportiert.

Vielfach wird die Legende überliefert, dass Korczak erhobenen Hauptes, Kinder an der Hand und auf dem Arm Richtung Waggons schreitete. Die Kinder, singend und in ihren besten Kleidern gingen von einem Ausflug aufs Land aus.
Die Realität sah jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit anders aus. Eher so, wie es von der Autorin Olczak-Ronikier in ihrem Buch „Próba biografi“ beschreibt: Korczak war schon gesundheitlich sehr angeschlagen und erschöpf ging mit den Kindern und restlichen Bewohner*innen schweigend und völlig desillusioniert Richtung Umschlagplatz. Kein Lachen, kein Singen.
Ob Korczak in Treblinka ermordet wurde, oder ob er schon auf dem Weg, seiner Krankheiten und Schwäche erlag ist unklar.
Sein offizieller Todestag wurde von dem Gericht in Lublin (Polen) auf den 7. August gelegt.

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